unser Verein

 

 

 

Chronik des Handballs in Kuppenheim

 

Märchen beginnen: Es war einmal. Was aber im Jahre 1924 in Kuppenheim begonnen hat, das war kein Märchen. Es waren beherzte Männer, die damals den Mut hatten, auch in unserer Stadt einen Handballverein ins Leben zu rufen. Sie hatten nicht nur die Notwendigkeit, sie hatten auch die Zeichen der Zeit erkannt, die damals geradezu nach solch einer Initiative riefen.   

 

Trotz relativ kleiner Mitgliederzahl hat sich die Handballfamilie in Kuppenheim einen beachtlichen Namen innerhalb der Vereine, ja man kann sagen, auch der Bevölkerung geschaffen. Dies aber nicht der sportlichen Erfolge wegen, sondern auch wegen der Hilfsbereitschaft, welche sie immer wieder zeigten, wenn sie benötigt wurden. Der Idealismus und die Kameradschaft haben die Handballer zu dem werden lassen, was sie heute sind.

Anton Jutt war es, der im Jahre 1924 als Angehöriger des Turnvereins, Leichtathleten und Turner für das Handballspiel begeisterte. Damals herrschte ein sehr großer Andrang zum Turnen. Auf dem alten Sportplatz beim Elektrizitätswerk wurden Regeln und Technik dieser neuen Sportart erlernt und fleißig trainiert, denn es galt ja sich im Spiel mit einer der schon bestehenden Handballmannschaften zu messen. Um Spielordnung und Spielbetrieb besser kennen zu lernen, wurde der Polizeioffizier Senftle aus Rastatt von der stationierten Polizeikompanie gebeten diese Aufnahme zu übernehmen. Von dieser Polizeikompanie war zu dieser Zeit bereits eine Handballmannschaft Deutscher Meister. Mit Begeisterung für man zum Spiel nach Forbach um das erste Spiel zu bestreiten, ja wenn möglich sogar zu gewinnen. Doch eine hohe Niederlage dämpfte das erste Feuer und es zeigte sich wer wirklich zur Stange hielt. Als Mitglieder des Turnvereins wählte man die Farbe schwarze Hose und weissrotes Trikot für die Sportbekleidung. Übereifrige sahen darin eine Betonung der alten Reichsfarben, was natürlich nicht statthaft war und Anlaß zu Beschimpfungen gab. Man entschloß sich deshalb zu den Vereinsfarben schwarz/rot. 1926 hatte die Handball – Abteilung neben zwei Senioren – auch zwei Jugendmannschaften.

 

Die ersten Erfolge errang man in Pforzheim und Seckenheim. Kurze später wurden die Kuppenheimer Handballer zweimal Gaumeister, vermochten aber nie die starken Mannschaften von Rintheim, Bruchsal oder Polizeisportverein Pforzheim zu schlagen. Mit den Erfolgen kamen auch vermehrt Zuschauer zu den Spielen. Die Begeisterung für den Handball wuchs, die Zahl der Aktiven wurde größer. Es war jetzt fast selbstverständlich, daß man die Kuppenheimer Handballer als Gegner zu Spiel einlud. Kurz vor dem Weltkrieg, unter den neuen Spielwarten Martin Adam und Rudolf Kistner, wurden die Spiele auf dem neuen Sportplatz bei der Turnhalle ausgetragen.

 

Nicht unerwähnt soll bleiben, daß bei Erstellung der Turnhalle - heutige Wörtelhalle – die Handballer selbstlos und tatkräftig mithalfen.

 

Der Ausbruch des Krieges zerbrach vorerst alles Erreichte, zerstreute die Kameradschaft in alle Winde. Der Krieg löste alle Bande. Schweres mußten die jungen Handballer erleben und mitmachen. Zwanzig Tote hatte die Handballabteilung zu beklagen, eine wirklich grausame Lücke. Die aus Krieg und Gefangenschaft heimgekehrten Handballer standen vor einem Nichts, die Besatzungsmächte verboten jegliche Sportart. Erst im Jahr 1946 gestatteten sie den Rasensport.

 

Jetzt war es Ludwig Stahlberger, der den Handballsport wieder ins Leben rief. Da zu diesem Zeitpunkt von der Besatzungsmacht im Sportbereich nur ein ballspielender Verein zugelassen war, erfolgte ein Zusammenschluß von Fussball und Handball. Bereits 1947 konnte man die Qualifikation zur Bezirksklasse erreichen. Welch ein Erfolg und eine Begeisterung, denn auch mehrere Turniere wurden siegreich beendet. Bereits ab 1949 hatte der Verein eine II. Mannschaft zum Spielbetrieb gemeldet.

 

Nach dreijähriger Leitung durch Franz Frosch beriefen die Handballer ihren Idealisten und Fachmann Ludwig Stahlberger zum Abteilungsleiter, der nach dreijähriger Tätigkeit für ein Jahr von Rudolf Kistner abgelöst wurde. 1952 übernahm erneut Ludwig Stahlberger die Geschicke der Handballer und führte diese in ununterbrochener Reihenfolge achtzehn Jahre lang – wahrhaft eine stolze Leistung.

 

Das Jahr 1949 war ein entscheidendes, denn in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung entschieden sich die Handballer mit großer Mehrheit, beim Fussballverein 08 als selbstständige Abteilung zu bleiben. Ab diesem Jahr gibt es den Sportverein 08 Kuppenheim.

 

Neue Spielregeln wurden eingeführt und vor allem im Jahre 1954 die Hallenrunde. Das heißt für den Sommer kannte man das Großfeld und über den Winter wurde Hallenhandball (Kleinfeld) gespielt. Vor allem letztere Spielart fand enormen Anklang.

 

Das Jahr 1954 war für die Handballer ein sehr reges und schönes Jahr, feierte man doch das 30jährige Jubiläum. Festbankett, Festgottesdienst, Gedenken unserer verstorbenen sowie herrliche Turnierspiele gaben diesem Fest einen würdigen Rahmen.

 

Schöne sportliche Erfolge der I. Mannschaft in der Bezirksklasse und der II. Garnitur in der Kreisklasse – inzwischen war auch eine Schülermannschaft hinzugekommen – wechselten mit weniger guten Ergebnissen.

 

Das Spieljahr 1960/61 sah unsere Mannschaft in der Hallenrunde als Bezirksmeister. Im darauf folgenden Jahr wurde man auch Bezirksmeister in der Feldrunde, verpaßte aber den Aufstieg in die Verbandsliga. Der Spielbetrieb der Aktiven hatte einen erfreulichen Umfang angenommen. Neben der I. Mannschaft sah man eine II. Mannschaft sowie Jugend – und Schülermannschaften. Das Feld komplettierten die "Alten Herren".

 

Das Jahr 1969 brachte einen Wechsel in der Leitung unserer Handballabteilung. Nach 23 Jahren aufopfernder Tätigkeit als Abteilungsleiter trat Ludwig Stahlberger von diesem Amt zurück. An seine Stelle wurde der langjährige Jugendleiter Herbert Heft einstimmig gewählt.

 

Das Spieljahr 1970 war in der Feldrunde sehr erfolgreich, denn die I. Mannschaft konnte wieder die Bezirksmeisterschaft erringen; die Aufstiegspiele wurden souverän gewonnen und somit der Aufstieg in die Verbandsliga Südbaden erreicht.

 

Technische Verfeinerungen in der Spielweise, besonders auf dem Kleinfeld, brachten dem Handballsport immer neue Freunde, und es war nicht verwunderlich, daß sich besonders die Damen für diese Sportart interessierten. Helmut Wetzel war es, der eine Damenmannschaft ins Leben rief, welche von Frau Martha Heft betreut und von Günther Jung trainiert wurde. Bei der Gründungsversammlung am 01.12.1971 waren 20 interessierte Mädchen anwesend.

 

Bereits im Spieljahr 1972/73 errang diese noch junge Mannschaft die Vizemeisterschaft in der Kreisklasse.

 

Im Jahr 1974 feierten die Handballer ihr 50jähriges Vereinsjubiläum. Bereichert wurde dieses Jubeljahr durch die Meisterschaft der Damenmannschaft in der Kreisklasse und dem damit verbundenen Aufstieg in die Bezirksklasse.

Das schönste Geschenk das man Handballern machen kann, wurde im Jahre 1975 von der Stadt Kuppenheim übergeben, die Sporthalle im Schulzentrum.

Schon im darauffolgenden Jahr – in der Hallenrunde 1975/76 – bedankten sich die Handballer auf ihre Weise für dieses Geschenk. In überlegener Manier wurde man Bezirksmeister und erreichte den Aufstieg in die Landesklasse Staffel Nord. Auch die II. Mannschaft wurde Meister in der Kreisklasse und stieg in nächst höhere Spielklasse auf. Diese Erfolge waren Zeichen, wie notwendig eine Sporthalle in Kuppenheim war und zu welchen Erfolgen sie führen konnte.

Im darauf folgender Jahr machte die I. Mannschaft einen unerwarteten Durchmarsch in der Landesklasse. Als Aufsteiger wurde die Mannschaft bereits einen Spieltag vor Ende der Verbandsrunde Meister und Aufsteiger in die Verbandsliga Südbaden. Im Spieljahr 1978/79 wurde dann sogar der Sprung in die Oberliga Südbaden erreicht und dies man höre und staune – alles mit eigenen Gewächsen.

Erfolge bei Schüler – und Jugendmannschaften machten deutlich, wie wichtig Breitenarbeit in einem Verein unserer Größenordnung sein muß.

Durch personelle Umstrukturierung mußte unsere I. Mannschaft nach diesem fast sensationellen Höhenflug bis hin zur Oberliga Südbaden in den darauf folgenden Jahren immer wieder in die nächst tiefere Klasse absteigen. Dies war bedingt, weil man in der Abteilung nicht gewillt war, mit finanziellem Aufwand Spieler nach Kuppenheim zu holen, sondern dem eigenen Nachwuchs eine Chance zu geben.

Das Spieljahr 1981/82 bracht dennoch wieder neuen Erfolg für die Handballer. Die II. Mannschaft erreichte in der Kreisklasse B die Meisterschaft und damit den Aufstieg in die Kreisklasse A. Den erstmals ausgespielten Titel eines südbadischen Meisters konnte die II. Mannschaft in überzeugender Manier und ohne dem Gegner auch nur den Hauch einer Chance zu geben nach Kuppenheim holen.

Im Spieljahr 1982/83 konnten die Handballer erneut überzeugen. Mit der Vizemeisterschaft der Jugend – D und der Meisterschaft der Jugend – B wurden die Früchte der gezielten Nachwuchsarbeit geerntet. Die Titelsammlung vervollständigten die I. wie auch die II. Mannschaft das damalige Paradestück, die AH – Mannschaft.

Daß die Handballer nicht nur ihrem eigentlichen Metier – dem Handballspielen nachgehen -, sondern auch andere Qualitäten vorzuzeigen hatten, bewiesen sie in dieser Zeit. Um der Stadt Kuppenheim einige Kosten zu sparen, rissen die Alten Herren unter der Leitung des damaligen Hausmeisters Helmut Wetzel den alten Hallenboden in der Sporthalle heraus, was von Seiten der Verwaltung an ihrer Spitze Bürgermeister Trauthwein dankbar angenommen wurde.

Im Jahr des 60jährigen Bestehens – 1984 – konnten die Handballer wieder erfreuliches vermelden, wurden doch mit den Damen, der Jugend – D und der Jugend – A drei Mannschaften mit Meisterehren dekoriert. Im Rahmen einer Familienfeier unseres 60jährigen Vereinsjubiläums konnten erstmals in der Geschichte des Vereins vier Mitglieder mit der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet werden. Im Einzelnen waren dies die Sportkameraden Herbert Heft, Walter Schneiderhan, Ludwig Stahlberger und Heinrich Walz.

Diese Auszeichnung sollte den Dank des Vereins ausdrücken für den unermüdlichen Einsatz zum Wohle der

Gemeinschaft.

Licht und Schatten wechselten sich in den folgenden Jahren im Vereinsleben der Handballer ab. Erfolge und Mißerfolge hielten sich die Waage.

Im Jahr 1987 trat nach 40jähriger Tätigkeit Walter Schneiderhan von seinem Posten als Hauptkassier der Handballer zurück und übergab die geordneten Finanzen an einen Jüngeren.

Ein wohl historisches Datum wird für uns Handballer der 15. Dezember 1989 bleiben. Nach über 40jähriger Zusammengehörigkeit beim SV 08 Kuppenheim entschloß man sich, in beiderseitigem Einvernehmen, die Ehe der beiden Abteilungen zu trennen. Die Vernunft der beiden Vorstandschaften und das Einsehen aller Mitglieder, steuerliche Vorteile besser zu nutzen, trugen dazu bei, daß dieser richtungsweisende Schritt vollzogen wurde. Unser Dank gilt dabei den Vorstandskollegen der Abteilung Fussball – namentlich nennen wollen wir Herrn Dr. Bernhard Hinkelmann – welche konstruktiv bei dieser Trennung mitgewirkt haben. Die dazu notwendigen Arbeiten – neue Satzung für beide Vereine – wurde federführend vom Handballkameraden Paul Kistner vorbereitet und durchgeführt.

Die Handball – Sport –Gemeinschaft Kuppenheim war geboren.

 

Das Jahr 1990 verlief nach der Gründung der HSG erneut erfolgreich, die I. Mannschaft wurde erneut Bezirksmeister und stieg in die Landesklasse auf. Erstmals in der Geschichte der Kuppenheimer Handballer wurde mit Unterstützung der damaligen Bezirkssparkasse Kuppenheim – der Sparkassen – Cup – ein hochkarätiges Handballturnier durchgeführt.

Dieses Turnier war einmalig im Bezirk Rastatt, was sogar den damaligen Regionalsender Radio Merkur dazu veranlaßte, die 2. Hälfte des Finales live zu übertragen. Drei Jahre später machte sogar der Regionalfernseh – Sender Baden TV diesem Turnier seine Aufwartung und brachte eine ca. 5 minütige Aufzeichnung im Regional – Sport.

Vorreiter in Sachen Umstrukturierung der Vereine waren in Jahre 1991 wieder die Handballer. In der am 07. Juni 1991 durchgeführten Hauptversammlung wurde einstimmig die Gründung einer eigenständigen Jugendabteilung von den Mitgliedern abgesegnet. Die Gründungsversammlung brachte mit Peter Boh und Wilfried Schindler eine Duo an die Spitze der Jugendabteilung.

In den Jahren 1992 – 1998 hatten die Handballer keine nennenswerten Erfolge zu verzeichnen. Lücken im Nachwuchsbereich führen dazu, daß keine rosige Zukunft zu malen sein wird.

Wir Handballer sind stolz darauf, daß unsere Spieler in erster Linie Sportler und keine Gagenempfänger sind. Die Worte Kameradschaft und Geselligkeit waren und sind noch immer groß geschrieben, was auch in Zukunft bleiben soll.

Denkt man zurück an die Gründerjahre und die Jahre nach dem Krieg, in denen jeder persönliche Opfer brachte, war es eine Zeit des Zusammenhaltens.

Die Jubiläumsfeierlichkeiten zum 75jährigen Vereinsjubiläum im Jahre 1999 waren wieder einmal ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte. Beim Ehrungsabend in der Wörtelhalle wurden verdiente Mitglieder ausgezeichnet. Mit Paul Kistner erhielt der Mister Handball von Kuppenheim – wie Bürgermeister Trauthwein ihn nannte – erneut ein Mitglied der Vorstandschaft die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg. Der sportliche Höhepunkt des Jubiläumsfestes war sicherlich der Auftritt der Weltmeistermannschaft aus dem Jahre 1978 des Deutschen Handball Bundes – mit Bundestrainer Heiner Brand – gegen eine verstärkte Mannschaft der HSG Kuppenheim.

Gerade die heutige moderne Welt stellt uns vor schwierige Aufgaben, die wir – in der Tradition unserer Vereinigung wurzelnd – mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln des Fortschritts lösen müssen. Die Bewältigung dieser Aufgaben wird unsere Ganze Kraft erfordern.